Meerschweinchen brauchen Meerschweinchen

Ich hoffe, mit diesem Infoteil viele Menschen zu erreichen, um über die wirklichen Bedürfnisse der Meerschweinchen zu informieren und aufzuzeigen, dass es sich bei diesen pelzigen Fellfreunden auf keinen Fall um anspruchslose und langweilige Tiere handelt. Meerschweinchen gehören schon seit längeren zu beliebten Haustieren, oft auch fälschlicherweise gut geeignet für Kinder angeschafft. Leider werden aber noch viel zu oft die natürlichen Grundbedürfnisse der Meerschweinchen missachtet. Denn das Meerschweinchen ist kein anspruchsloses Schmusetier, das sich mit Grünabfällen füttern lässt und in einem kleinen Gitterkäfig glücklich ist. In freier Natur leben sie in grossen Gruppen (10- 15 Tiere) zusammen und haben eine feste Rangordnung.


Um dieses Verhalten beobachten zu können, ist es wichtig, dass Meerschweinchen in Kleingruppen von mindestens 3-4 Tieren gehalten werden. Damit sich Meerschweinchen sicher fühlen, benötigen sie mehrere Artgenossen, die die zusammen ein kleines Rudel bilden – 1 kastriertes Männchen mit mehreren Weibchen. Ebenfalls braucht es genügend Platz, so können auch die natürlichen Verhaltensweisen ausgelebt werden. Da sie Fluchttiere sind, muss das Gehege zwingend gut strukturiert eingerichtet sein mit vielen Versteckmöglichkeiten. Meerschweinchen verbringen einen grossen Teil vom Tag mit ihren Artgenossen, sie fressen zusammen, sie schlafen zusammen und es findet eine rege Kommunikation statt. Es wird auch gezankt oder gestritten, Lebensqualität hat für ein Meerschweinchen sehr viel mit sozialem Austausch mit Artgenossen zu tun.


Es ist von Vorteil, wenn nicht nur gleichaltrige Tiere zusammen gehalten werden, Unterschiedliche Altersstrukturen bringen Harmonie und Sicherheit in die Gruppe.

Meerschweinchen sind gesellige, sehr kommunikative Rudeltiere die über ein ausgeprägtes Sozialverhalten verfügen.


Innenhaltung






Wie bereits geschrieben sind Meerschweinchen Rudeltiere, die nur mit mehreren Artgenossen glücklich sind. Seit September 2008 ist die Einzelhaltung von Meerschweinchen sogar ganz verboten laut Tierschutzgesetz. Aus diesem Grund sollte man von Anfang an ein genug grosses Gehege planen. Die einfachste und kostengünstigste Variante in Innenhaltung ist der 4-Bretter-Bau: 4 Bretter, die mit Winkeln zusammengeschraubt werden und auf Teichfolie oder ein mit Wachs beschichtetes Tischtuch gestellt werden, und fertig ist der Eigenbau.  








Pro Meerschweinchen rechnet man mit einem Platzbedarf von mindestens 0,5 qm, besser sogar 1.0m2 pro Tier. Das Gehege sollte mit vielen Versteckmöglichkeiten und Unterschlüpfen eingerichtet werden, in die sie flüchten können, wenn Gefahr droht. In den Anden, wo die Meerschweinchen ursprünglich herstammen, legen die Tiere täglich ca. 10 km auf der Suche nach Futter zurück. Deshalb ist Bewegung für Meerschweinchen unverzichtbar.



Aussenhaltung von Meerschweinchen

Eine der natürlichsten und artgerechtesten Haltungsformen ist die Aussenhaltung von Meerschweinchen. Diese Haltungsform stellt allerdings einige Ansprüche an den Halter.

Man muss bereit sein, seine Tiere bei jedem Wetter (Regen, Sonne, Hitze, Kälte, Schnee) im Freien zu versorgen. Gerade bei Kälte und Schnee ist es notwendig vermehrt nach den Tieren zu schauen und zum Beispiel zugefrorenes Wasser auszutauschen, neues Heu oder Frischfutter zu verteilen. Im Sommer bei sehr hohen Temperaturen ist notwendig für genügend Schattenplätze zu sorgen. Die Umsetzung von Innen- in Aussenhaltung sollte im Frühjahr erfolgen, damit die Meerschweinchen sich langsam an die Temperaturen gewöhnen können. Es darf in der Aussetzzeit kein Frost mehr haben in der Nacht. Ideal ist eine Umsetzung bei einer Temperatur von ca. 10 -15°C.


Es sollte klar sein, dass ein herkömmlichen Gitterkäfige für die Aussenhaltung nicht geeignet ist. Es fehlt nicht nur der dringend notwendige Schutz vor Kälte und Zugluft, so ein Käfig bietet auch viel zu wenig Bewegungsraum für die Tiere. Meerschweinchen in Aussenhaltung sollten mindestens in 3er-Gruppen gehalten werden. Auch hier gilt der Grundsatz: Je mehr Meerschweinchen, umso besser. Eine solche Gruppengrösse ist notwendig, damit sich die Tiere gegenseitig zum Bewegen animieren und dadurch vor allem in den kälteren Jahreszeiten ihren Körper warm halten. In Aussenhaltung sollte für jedes Meerschweinchen mindestens 1m² Fläche eingeplant werden.

Grosses Aussengehege - begehbar mit mehreren Ställen
Kleines Aussengehege mit Kistenstall ausserhalb


Gehegegrösse und -ausstattung

Die Gehegeausstattung sollte abwechslungsreich und so naturnah wie möglich sein. So werden die Meerschweinchen dazu animiert, nach draussen zu kommen und alles zu erkunden. Die Unterschlüpfe sollten gross genug sein, damit mehrere Meerschweinchen darin Platz finden. Sie sollten an mindestens zwei Seiten offen sein, damit bei Streit kein Meerschweinchen in einer Hütte in die Enge getrieben werden kann. Dazu können noch Zweige als Versteck- und Knabbermöglichkeiten verteilt werden. Meerschweinchen müssen gegen jedes Wetter geschützt sein. Meerschweinchen vertragen grosse Hitze (Temperaturen über 25 °C) schlecht und unter keinen Umständen sollten sie ungeschützt der prallen Sonne ausgesetzt werden. Meerschweinchen erleiden sehr schnell einen Hitzschlag, der für sie tödlich endet. Schutzmöglichkeiten müssen geschaffen werden. Der Standort des Geheges sollte nach Möglichkeit ein halbschattiger Platz sein, zum Beispiel in der Nähe eines Baumes oder einer Hecke. Das Gehege sollte auch ein festes Dach haben, welches sowohl vor Sonne und Regen wie auch vor Wind schützt. Das Dach verhindert, dass die Tiere einem ständigen Durchzug ausgesetzt sind, gewährleistet aber auch die gute Durchlüftung des Geheges.


Der Schlafstall ist einer der wichtigsten Punkte bei ganzjähriger Aussenhaltung. 

Im Stall suchen sie Schutz vor Witterung und bei Gefahr.
Er muss wetterfest und trocken sein, es darf darin nicht feucht werden.


Ein wichtiger Aspekt der Aussenhaltung ist der Schutz vor Fressfeinden. Zu diesen gehören nicht nur Fuchs und Vogel, sondern auch Marder, Katzen und Hunde. Man sollte an 3 Punkte denken:


1.) Drüber

2.) Drunter

3.) Durch


Das Gehege muss also so abgesichert sein, dass ein Übersteigen bzw. -springen, das Untergraben sowie das Durchdringen nicht möglich ist. Geeignete Schutzmassnahmen sind dabei:


  • Zaunmaschengrösse nicht grösser als 1 cm. Passt ein  Hühnerei durch die Maschen, passt auch ein Marder oder  Wiesel durch. 
  • Absicherung von oben durch Casanetgitter oder einem festen Dach. 
  • Schutz gegen Untergraben und Durchgraben
  • Das komplette Gehege wird auf Gartenplatten gestellt oder untergittert, die Variante mit den Gartenplatten ermöglicht ausserdem eine gute Reinigung des Geheges


Beim Bau eines Aussengeheges sollte auf jeden Fall das stabile 4eckigen Casanet-Gitter verwendet werden, und nicht der unstabile 6eckige-Hühnerdraht, denn dieser kann von Füchsen und auch Marder durchgebissen werden.

stabile 4eckige Casanet-Gitter                         
unstabile 6eckige-Hünerdraht - bitte nicht verwenden